Saleh Nemr (rechts im Bild) besuchte selbst nach der Flucht seiner Familie die Friedenschule in Schweinfurt. Zum Dank gestaltete er eine Stele, die er gemeinsam mit Oberbürgermeister Sebastian Remelé (links) und Schulleiterin Gisela Petzold der Öffentlichkeit übergab. Foto: Anand Anders

Saleh Nemr (rechts im Bild) besuchte selbst nach der Flucht seiner Familie die Friedenschule in Schweinfurt. Zum Dank gestaltete er eine Stele, die er gemeinsam mit Oberbürgermeister Sebastian Remelé (links) und Schulleiterin Gisela Petzold der Öffentlichkeit übergab.
Foto: Anand Anders

Die Friedenschule, ein Bau nach dem Entwurf des Architekten Paul Bonatz aus dem Jahr 1908, wurde in den vergangenen Jahren umfassend saniert. Den Abschluss bildete die Neugestaltung des Schulhofes. Als besonderes Schmuckstück wurde nun die Stele des syrischen Bildhauers Saleh Nemr symbolisch der Öffentlichkeit übergeben.

Im Beisein von Oberbürgermeister Sebastian Remelé, Baureferent Ralf Brettin, Architekt Rigo Zehnder und Friederike Kotouc bedankte sich Schulleiterin Gisela Petzold für die Schenkung. Die Stele bildet den markanten Endpunkt des großzügigen Sitzpodestes vor dem historischen Haupteingang der Schule. Petzold will die Aufstellung der Skulptur auch als Ausdruck der Wertschätzung für die Jugendlichen an ihrer Schule verstanden wissen.

Saleh Nemr musste seine Heimat verlassen und gelangte über Kurdistan und die Türkei nach Schweinfurt. Mittlerweile ist er wieder mit seiner Familie vereint, der jüngste von drei Söhnen ist in Schweinfurt geboren. Sie leben jetzt in Gerolzhofen. Dort hat Nemr Kontakt zu dem Steinmetz Florian Tully gefunden und kann in dessen Atelier in Handthal arbeiten. Dort ist auch die fast drei Meter hohe Skulptur aus einer Eiche aus Frankenwinheim entstanden.

Nemr hatte den gefällten Baum am Straßenrand liegen sehen. Aus dem Stamm arbeitete er die Stele. Einer Doppelhelix ähnlich winden sich die beiden Spiralen umeinander und vereinigen sich am oberen Ende zu einer Schlaufe. Nemr beschreibt die Stele als Sinnbild der Vereinigung von Gegensätzen. Aus zwei Teilen erwächst etwas Neues, etwas Gemeinsames. „Das können zwei Meinungen sein, oder Mann und Frau“, erläutert er. Nach kurzem Überlegen fügt er hinzu „oder Ost und West“. Er spricht oft von Dankbarkeit. Dafür, dass er hier eine neue Heimat gefunden hat, dafür, wie er aufgenommen wurde und dafür, dass er hier als Bildhauer arbeiten kann.

Die Friedenschule besuchen derzeit zehn syrische Jugendliche. Ein kleiner Teil der vielen Schüler mit Migrationshintergrund. Gegenseitige Wertschätzung wird großgeschrieben, es gibt ein Respekttraining und ein Anti-Mobbing-Projekt. Aber auch die Beschäftigung mit künstlerischen und musikalischen Projekten ist den Schülern nicht neu, sagt Konrektor Harald Watzke am Rande. Gerade bereiten Schüler ein Schwarzlichttheater vor, in den Fluren hängen Fotografien eines Projektkurses.

Quelle:
Schweinfurter Tagblatt
Ausgabe vom 18.03.2016

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